Romans 8

1Klar ist nun: Kein Verdammungsurteil kann jetzt treffen, die in Gemeinschaft stehen mit Christus Jesus. 2Denn das Gesetz
Die Herrschaft.
des Geistes, der das Leben schenkt in Christus Jesus, das hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Das "Gesetz" ist hier "die Herrschaft" der Sünde (7,23.25), die zum Tod führt (7,24).
3Denn was für das Gesetz unmöglich war,
Nämlich die Überwindung der Sünde. vgl. Ga 3:21-22
weil seine Kraft gelähmt ward durch das Fleisch,
Durch die bösen Begierden.
das hat Gott selbst vollbracht: Er sandte seinen eigenen Sohn in Ähnlichkeit des Sündenfleisches
D.h. zwar frei von der Sünde, aber doch in einer Menschheit, die den Folgen der Sünde, besonders der Leidensfähigkeit und dem Tod, unterworfen war. Heb 4:15, 2Kor 5:21
als Opfer für die Sünde.
Das hier gebrauchte griechische Wort bedeutet in LXX in den Stellen 3Mo 7:37, Ps 40 (39), 7 und in Heb 10:6, geradezu Sündopfer.
So hat er die Sünde im Fleisch
Worin sie bis dahin geherrscht hatte.
verurteilt.
4Nun soll, was das Gesetz verlangt, in uns zustande kommen, wenn wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.
Vgl. V2
5Die Fleischesmenschen trachten nach des Fleisches Gütern, die Geistesmenschen trachten nach des Geistes Gütern. 6Des Fleisches Trachten bringt den Tod, des Geistes Trachten bringt das Leben und den Frieden.
Mit Gott.
7Des Fleisches Trachten ist ja Feindschaft gegen Gott.
Der die Quelle des Lebens und des Friedens ist (vgl. V6).
Denn dem Gesetz Gottes fügt das Fleisch sich nicht, es kann's auch nicht.
Weil es ein Knecht der Sünde ist.
8Die Fleischesmenschen können darum Gott nicht gefallen. 9Ihr aber seid nicht Fleischesmenschen, sondern Geistesmenschen, wenn wirklich der Geist Gottes in euch wohnt. Wer Christi Geist
Christi Geist ist der Geist Gottes.
nicht hat, der ist auch nicht sein Eigentum.
10Wenn aber Christus in euch wohnt,
Christus wohnt in uns durch den Geist.
so ist zwar euer Leib dem Tod verfallen um der Sünde willen, doch euer Geist ist voller Leben infolge der Gerechtigkeit.
11Wohnt aber dessen Geist in euch, der Jesus von den Toten hat erweckt, so wird, der Christus von den Toten auferweckte, auch eure Leiber, die dem Tod verfallen sind, lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. 12Darum sind wir, Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, nach dem Fleisch zu leben. 13Denn lebt ihr nach dem Fleisch, so müßt ihr sterben. Wenn ihr jedoch des Leibes
Gemeint ist "der Leib der Sünde" (vgl. 6,6).
böse Triebe durch den Geist
Durch Christi Geist.
ertötet, so sollt ihr leben.
14Denn alle, die von Gottes Geist sich leiten lassen, sind Söhne Gottes. 15Der Geist, den ihr empfangen, macht euch nicht zu Knechten, so daß ihr wiederum
Wie einst im Judentum.
euch fürchten müßtet.
Wie Sklaven dem Herrn gegenüber.
Der Geist, den ihr empfangen, schenkt die Sohneswürde, und im Gebet rufen wir durch ihn: "Abba, unser Vater!"
Die Sohneswürde oder Kindschaft (genau: die Annahme zu Söhnen Gottes) ist nicht eine bloße Willenserklärung Gottes, sondern eine den Menschen neugestaltende Wirkung Gottes durch den Heiligen Geist. Nach dem römischen Recht wurden Sklaven durch Adoption, d.h. durch Annahme an Kindes Statt, frei. Bei Paulus aber ist die Annahme zu Kindern Gottes, die Erteilung der Sohneswürde, keine Rechtshandlung, sondern eine Wiedergeburt, eine neue Schöpfung, die durch die Taufe stattfindet. Ga 3:26-27 Das erste Gebet nun, das die Neugetauften mit der Gemeinde sprachen, war das Vaterunser, an das wohl in V15 zu denken ist. Das aramäische Wort Abba heißt Vater.
16Und kein geringerer als dieser Geist bestätigt unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind. 17Als Kinder sind wir dann auch Erben: Erben Gottes und Miterben Christi.
Miterben seiner Herrlichkeit. Joh 17:24
Wir müssen aber mit ihm leiden, wenn wir mit ihm verherrlicht werden wollen.
18Ich meine nun: Die Leiden dieser Zeit sind gar nicht von Belang, verglichen mit der Herrlichkeit, die sich an uns bald offenbaren soll. 19Denn wartet nicht die ganze Schöpfung
Die Schöpfung ist die Welt, die Gott dem Menschen als Wohnstätte und Herrschaftsgebiet übergeben hat, mit allem, was in ihr lebt und webt.
gespannt und sehnsuchtsvoll der Stunde, da Gottes Söhne sich enthüllen sollen in ihrer vollen Herrlichkeit?
20Die Schöpfung liegt ja in den Banden der Vergänglichkeit: Nicht nach eigener Wahl, vielmehr durch fremde Schuld.
Durch die Schuld des Menschen. vgl. 1Mo 3:17
Ihr winkt jedoch die Hoffnung,
21da auch sie — die Schöpfung — einst befreit soll werden von des Verderbens Knechtschaft, um teilzunehmen an der Freiheit, die Gottes Kinder mit der Herrlichkeit empfangen sollen.
Mit dem Menschen ist die Schöpfung erniedrigt worden, mit dem Menschen soll sie auch erhöht werden.
22Wir wissen ja: Die ganze Schöpfung ist bis jetzt voll Klageseufzer und harrt mit Schmerzen einer Neugeburt entgegen. 23Doch nicht allein sie seufzt. Auch wir, die wir bereits den Geist als Erstlingsgabe
Vgl. 2Kor 1:22, 5:2,5, Ga 5:5, Eph 1:14, 4:30. Zu dem unbewußten Sehnen der Schöpfung kommt das bewußte Sehnen der Kinder Gottes.
(der zukünftigen Herrlichkeit) besitzen, auch wir, wir seufzen innerlich und warten sehnsuchtsvoll darauf, in unsere Kindesrechte eingesetzt zu werden und damit auch für unseren Leib Befreiung
Von den Banden der Sterblichkeit und Vergänglichkeit. 2Kor 5:2,4, Php 3:21, 1Jo 3:2 Diese Befreiung des Leibes ist die Enthüllung der jetzt noch verborgenen Gotteskindschaft.
zu erlangen.
24Dies ist das Heil, worauf wir jetzt noch hoffen. Die Hoffnung aber, die man schon erfüllt vor Augen sieht, ist keine Hoffnung mehr. Denn wozu soll man das noch hoffen, was man schon sieht? 25Wenn wir jedoch auf das noch Unsichtbare hoffen, so warten wir darauf mit Sehnsucht und Geduld. 26Damit nimmt nun der (Heilige) Geist sich unserer Schwachheit an. Denn um was wir bitten sollen,
Um unserer Sehnsucht nach "Erlösung" (V23) den rechten Ausdruck zu geben.
das wissen wir nicht immer recht. Dann eben tritt der Geist selbst für uns ein mit Seufzern, die sich nicht in Worte fassen lassen.
Neben das Seufzen der Schöpfung und der Kinder Gottes stellt der Apostel das auf das gleiche Ziel der Vollendung gerichtete Seufzen des Geistes, der in den Kindern Gottes wohnt, sie treibt (V14) und sie namentlich beim Gebet unterstützt (V15).
27Gott aber, der die Herzen prüft, versteht des Geistes Sprache; denn der tritt ein nach Gottes Willen für die Heiligen.
Der Heilige Geist erfleht für die Gläubigen nur das, was Gottes Willen entspricht.
28Wir wissen ferner: Denen, die Gott lieben, dient alles nur zum Besten, weil sie nach seinem Vorsatz (zum Heil) berufen sind. 29Denn die er vorher hat erkannt,
Als solche, die ihn lieben.
die hat er auch vorherbestimmt, daß sie dem Bild seines Sohnes ähnlich werden;
Vgl. Php 3:21. Aber schon jetzt sollen die Gläubigen dem Bild des Sohnes Gottes ähnlich werden.
denn der soll sein der Erstgeborene unter vielen Brüdern.
30Und die er hat vorherbestimmt,
Und zwar von Ewigkeit.
die hat er auch berufen.
Nämlich: in der Zeit durch die Heilsbotschaft.
Die er berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht. Die er gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.
Vgl. Joh 17:22. — Der gläubige Christ trägt schon jetzt, wenn auch unsichtbar, die Krone der Herrlichkeit auf seinem Haupt.
31Was folgt hieraus?
Nämlich: aus V28b-30.
Ist Gott für uns, wer kann da streiten wider uns?
32Der seinen eigenen Sohn nicht hat verschont, vielmehr zu unser aller Heil ihn hingegeben, wie sollte der nun mit ihm uns nicht alles schenken? 33Wer wagt es, Gottes Auserwählte zu verklagen? Gott selbst spricht sie ja frei! 34Wer will sie verdammen? Christus Jesus ist gestorben! Noch mehr: Er ist auch auferstanden, er sitzt zur Rechten Gottes und tritt sogar fürbittend für uns ein! 35Wer kann uns also trennen von der Liebe Christi?
Nichts kann uns die freudige Gewißheit rauben, von Christus geliebt zu werden.
Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße? Gefahr und Henkerbeil?
36Das alles droht uns; denn es steht geschrieben: "Um deinetwillen werden wir den ganzen Tag dahingemordet. Man sieht uns an wie Schafe, die man schlachtet." 37In all diesen Kämpfen aber siegen wir aufs herrlichste; denn uns hilft er, der uns geliebt! 38Fürwahr, ich bin gewiß: Nicht Tod noch Leben, nicht Engel noch Gewalten,
Überirdische Mächte.
nicht Gegenwart noch Zukunft
39nicht Kräfte aus der Höhe oder Tiefe,
"Höhe" und "Tiefe" bedeuten vielleicht Himmel und Erde.
nichts in der ganzen weiten Welt wird je uns trennen können von der Liebe Gottes, die wir schmecken in der Gemeinschaft Christi Jesu, unseres Herrn.
Mit V38.39 vgl. Ps 73:23-26. — Und doch: die Mehrheit des jüdischen Volkes schloß sich von dieser Liebe aus! Das bedurfte einer Erklärung, namentlich judenchristlichen Lesern gegenüber. Paulus gibt diese Erklärung in den drei folgenden Kapiteln (9-11), worin er über Israels zeitweilige Verstockung und endliche Bekehrung redet.
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